Was sagt uns der McKinsey ‚Global Survey – Building the Web 2.0 Enterprise‘?

Ein Jahr nach der ersten Umfrage „How businesses are using Web 2.0: A McKinsey Global Survey“ ist nun die zweite Auflage in TheMcKinseyQuarterly erschienen: „Building the Web 2.0 Enterprise: McKinsey Global Survey Results“ (kostenloser Download nach kurzer Registrierung). Die Ergebnisse basieren auf auf einer Befragung im Juni 2008 und sind auf acht Seiten (mit ebensovielen Charts) fast genauso schnell gelesen wie ausführliche Zusammenfassungen in News und Blogs, z.B. in FASTforward (Englisch) oder Centrestage (Deutsch).
Aufgefallen ist mir, dass von sieben Blogposts, die eine Suche in meinem RSS-Reader heute dazu lieferte (auch die Technorati-Suche mit den gleichen Suchbegriffen McKinsey Enterprise 2.0 ergab keine weiteren Posts), kaum einer die Studie kritisch reflektiert. Fast alle geben die – wenig überraschenden – Resultate lediglich ausschnittweise wieder, teils mit eigenen erläuternden Ergänzungen.

Vielleicht ist es schon beinahe eine „Déformation Professionelle“, wenn ich mit dem Blick eines „Reviewers“ auf diese Veröffentlichung schaue und meine, dass ich den Wert dieser Resultate nicht einschätzen kann, ohne mehr über die Studie zu wissen:

– Man erfährt, dass 1988 „Executives“ geantwortet haben. Aber wer ist mit „Executives“ eigentlich gemeint? Welche Führungsebene und aus welchen Funktionsbereichen? Die COMPUTERWOCHE.de übersetzt frei mit „Geschäftsführer“, was ich irreführend finde, wenn einfach nur Führungskräfte gemeint wären. Wieviele „Executives“ wurden denn insgesamt angefragt, und auf welche Art und Weise wurden sie angesprochen? Antworteten sie für das ganze Unternehmen oder für Ihren Bereich? Ist die Rücklaufquote so „gering“ wie man vermuten muss, wenn man sich überlegt, wie häufig und ernsthaft man selbst noch Fragebogen beantwortet, die man immer häufiger in seiner Post vorfindet?

– In der Grafik zu den Ergebnissen für „Is your company currently using any of the following Web 2.0 technologies or tools?“ sieht man, dass im Vorjahr 2.847 geantwortet haben, d.h. in der aktuellen Studie sind es rund 30% weniger Antworten. Das wäre doch auch einen Kommentar wert, sollte man doch annehmen, dass dieses Thema inzwischen mehr ins Bewusstsein gerückt ist und eher mehr Antworten zu erwarten gewesen wären.

– Dann heisst es noch „All data are weighted by the GDPs of the constituent countries to adjust for difference in response rates.“ (Note 2, p. 1). (GDP:= Bruttoinlandsprodukt). Diese Aussage ist wohl etwas verunglückt; gemeint ist vermutlich, dass die Anworten mit der Wirtschaftsleistung des betreffenden Landes gewichtet sind. Ist das wirklich nötig für die Aussagekraft der Ergebnisse, welchen Unterschied würde es machen, wenn man das wegliesse?

– Ist eigentlich allen Befragten klar, was man unter Web Services versteht, und was Prediction Markets sind? (vgl. Frage: „Technologies or tools most important to respondents‘ companies„). RSS und Mash ups sind in einer Fussnote kurz erklärt.

Soweit zum Einblick in meine kritische Reflexion. Zwei Blogposts tun dies auch und dafür hier mein Rating. Die Autoren übrigens verzichten auf eine kritische (Selbst)Bespiegelung ihres Survey.

*** Headshift (3 Sterne für mehrere Aspekte einer kritischen Reflexion)
* Weiterbildungsblog (1 Stern für einen Aspekt kritische Reflexion)

Besonders interessant finde ich in der McKinsey-Analyse zum Survey, dass gegenübergestellt wird, wie gleich oder unterschiedlich die Antworten auf diesselbe Frage ausfallen, wenn Unternehmen zufrieden oder unzufrieden mit Ihren Web-2.0-Erfahrungen sind. Auch gefällt mir die Schlussfolgerung im vorletzten Satz: „There are few differences in size, region, or even tool use between companies that are satisfied with their Web 2.0 experience and those that are not. This suggests that today’s seemingly insurmountable barriers could be overcome through the adoption of managerial methods that satisfied companies use (Fettdruck eigene Hervorhebung). Das ist Bestätigung für die gestaltungsorientierte Forschung und für das Methoden-Engineering, die für das Forschungsprogramm „Business Engineering“ unseres Instituts und auch das Kompetenznetzwerk „Business 2.0“ prägend sind.

Jetzt fehlt noch ein ergänzender Satz als weitere Antwort auf die im Titel gestellte Frage. Z.B. schrieb Open Gardens Blog zum ersten McKinsey Survey von 2007, dass die Kommunikation einer solchen Erhebung durch die Publikation in TheMcKinseyQuarterly signalisiert, dass es sich um ein Mainstream-Thema handelt, Ajit Jaokar wörtlich: „my yardstick is: when McKinsey write about it – it’s mainstream.“ Wenn Sie das auch so für sich sagen würden, dann dürfen wir Enterprise 2.0 bzw. Business 2.0 also weiterhin als „mainstream“ betrachten.

2 Kommentare zu diesem Artikel


  1. User links about "headshift" on iLinkShare schrieb:

    […] | user-saved public links | iLinkShare 2 votesWas sagt uns der McKinsey ‘Global Survey – Building the Web 2.0 …>> saved by ShortyD00WopperZ 1 days ago3 votes[from headshift] mySociety " Blog Archive " […]

  2. frogpond » Auf die Suche nach dem CEO 2.0 … schrieb:

    […] kritisch vorstellen. Schließlich ist ein reines Vorstellen und Verlinken von Studien – und da stimme ich voll und ganz Andrea Back zu – nicht zielführend. Also, es muss sein. An der umfassenden Studie „Enterprise 2.0 – […]

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