Wiki im Unternehmen: Einfach loslegen?

Hätte Ihre IT-Abteilung auch 43 Dinge, die es vor dem Start einer Wiki-Anwendung zu klären gäbe? Wie ein Geschäftsführer mit dieser Situation umgegangen ist und wie sich die Anwendung entwickelt hat, schildern hier in knappen Zügen Frau Prof. Dr. Stieler-Lorenz und Klemens Keindl von der Core Business Development GmbH.

  •  Die 43 Klärungspunkte sind nicht nur technische Fragestellungen, sondern Frage dieser Art: „Wie geht man damit um?“, „Was darf jemand überhaupt schreiben?“, „Was darf jemand nicht schreiben?“.
  • Der Geschäftsführer entschied: „Diese 43 Punkte klären wir, nachdem das Wiki erst mal ein Jahr gelaufen ist. … Wenn es gelaufen ist, schauen wir: „Welche Regeln brauchen wir denn wirklich?“
  • Natürlich brauchte es dann auch, dass wir einen Workshop gemacht haben, nach den ersten Monaten. Dann kam die Aufforderung zu Regeln, nach Leuten, die für bestimmte Dinge verantwortlich sind.
  • Es braucht – so wie im E-Learning die Tutoren – eine Dialogbegleitung, die das steuert.

Schon im Beitrag „Wiki – Text der zur Interaktion einlädt“ Haben Professor Stieler-Lorenz und Herr Kaindl von Erfahrungen mit der Einführung von Wikis in Unternehmen berichtet.

Anm. Zu Frau Prof. Dr. Stieler-Lorenz siehe auch Interviews zur Wissenskommunikation

Mobile Tagging lernen durch die Adventskalendertürchen

Wie schon einmal vor einem Jahr mache ich gerade wieder ein Experiment mit QR-Codes bzw. Mobile Tagging – und Lernen durch die Hintertür. Mein Sendungsbewusstsein, mehr Leute damit vertraut zu machen, findet diesmal nicht in einer Grusskarte seinen Ausdruck, sondern in einem Adventskalender, implementiert mit einem Weblog-Tool (ohne diesen Tipp „Blog“ von meiner Doktorandin Stefanie Hain, hätte ich doch glatt QR-Codes ausgedruckt und daraus so etwas wie ein Mobile zum Aufhängen an der Decke gebastelt).

IWI_QR_Code_Kalender

Um diese „Geheimschrift“ zu entziffern, ist folgendermassen vorzugehen:

  • die passende Code-Reader-Software für das eigene Handy herunterladen. Mein Nokia E71 war mit dem Computer verbunden, um die Website www.readerload.de aufzurufen. Diese erkannte das Smartphone automatisch, und der Reader war in Sekunden heruntergeladen. Später erfuhr ich, dass sich auf diesem Nokia (im Ordner „System“) hinter der Anwendung mit dem irreführenden Namen „Barcode“ eine QR-Code Reader-Software verbirgt, d.h. das Downloaden war in diesem Fall überflüssig.
  • dann die Reader-Anwendung aktivieren und die Kamera einfach drauf halten auf die Tags. Ja wirklich, es funktioniert, die Codes direkt von der Bildschirmanzeige aus einzuscannen (es hätte mich nicht gewundert, wenn das nur mit Ausdrucken geklappt hätte). Mit etwas ruhiger Hand braucht es nicht lange, bis auf dem Sucherbild ein Rahmen um den quadratischen QR-Code gelegt wird und damit das „Erfolgreich erkannt und eingelesen“ signalisiert wird.
  • Schneller als man schauen kann, steht dann plötzlich der – in diesem Fall – hinterlegte Text im Telefondisplay; dazu muss das Telefon nicht mit dem Internet verbunden sein. In unserem Fall machen die Texte mit den Namen der Institutskollegen phantasievolle Wortspiele und bilden eine Fortsetzungsgeschichte, die es zu ergänzen gilt.

Ist das jetzt für mich und für die Nutzer Arbeit oder Freizeit, mögen Sie fragen? Darf man diesen Adventskalender während der Arbeitszeit ansehen und sein Handy entsprechend einrichten?

Sie sind explizit aufgefordert, Ihre Meinung als Kommentar zu hinterlassen: Klicken Sie oben, unter der Datumsangabe, auf „Comments„. Mein Kommentar lautet: Aber sicher ist das Arbeit, nämlich Lernarbeit. Aus der Sicht des Lehrenden liegt hier eine Form von E-Learning vor, die nicht dozentenzentriert ist. Im Gegenteil, die Lernenden werden über die intrinsische Motivation „Neugier“ zum selbstorganisierten Lernen anregt, was es mit diesen QR-Codes auf sich hat; sie sollen selbst entdecken, wie man einen passenden Reader für sein Handy installiert, wie man diese Tags einscannt, und wer Interesse hat, auch wie man QR-Codes selbst erzeugen kann (Mobile Tag Generator bei Kaywa.com).

Wer je PC-Tools unterrichtet hat, wird wissen, wie „beliebt“ dozenten- und tutorzentrierte Übungsveranstaltungen bei den Lernenden sind. Informelles Lernen im Selbststudiumsmodus verspricht mehr positive Rückmeldungen. Nun, wir werden sehen: Die Daten für die Learning-Scorecard zu diesem Laborexperiment an unserem Institut hoffe ich im Januar erheben und an dieser Stelle mitteilen zu können.

Insiderwissen direkt vom Vorgänger – via Podcasting

Mit dem Abgang einer Fachkraft verliert ein Unternehmen wertvolles Insiderwissen. Dies wird vielen Unternehmen schmerzlich bewusst, wenn es für einen Erfahrungswissenstransfer praktisch schon zu spät ist.
Das muss nicht so sein: Benno Ackermann und Dr. Oliver Bendel skizzieren in Ihrem Online-Artikel „Insiderwissen direkt vom Vorgänger – Mediengestützter Wissenstransfer bei der Credit Suisse“ eine Lösung, die seit 2007 entwickelt wird. Podcasts und Transferdokumente würdigen die Arbeit des ausscheidenden Mitarbeiters. Die Aufzeichnungen helfen dem Nachfolger bei der Bewältigung der Stelle, bei der Einschätzung von Herausforderungen und beim Fussfassen in der Firma – eine Win-Situation für alle Beteiligten.
Um Sie neugierig zu machen, hier eine kleine, visuelle „Leseprobe“: In einer ersten Phase wird das zu bewahrende Wissen vom Moderator des KM-Teams zusammen mit dem ausscheidenden Mitarbeiter auf einer Wissenslandkarte erfasst. Wie das Erfahrungswissen in diesem Zwischenstadium aussieht, sehen Sie hier:

Wissenslandkarte Icast-Vorbereitung Credit-Suisse

Aber seien Sie gewiss: Mit den weiteren Entwicklungsstufen verhält es sich wie mit der Wandlung der Raupe zum Schmetterling!

Update: Eine Folienpräsentation vom März 2009 ist downloadbar in Englischer Sprache: Ackermann, Benno: „Optimized Knowledge Transfer“

Wiki im Unternehmen: Text der zur Interaktion einlädt

Was heisst es, in Unternehmen ein Wiki einzusetzen, was bewirkt es? Diese Fragen haben Frau Prof. Dr. Stieler-Lorenz und Klemens Keindl von der Core Business Development GmbH ihren Geschäftskontakten gestellt. In diesem Gesprächsausschnitt erzählen sie davon, was sie erfahren haben.

Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen für Ihre Wiki-Entscheidung:

  • es läuft eine Entwicklung, die eher bottom-up passiert. Einige Mitarbeiter initiieren das, andere setzen sich daran und folgen
  • bis die Führungskraft sagt: „Irgendwann kam ich nicht mehr drum rum und musste auch mitmachen.“ Es entstand eine Wissensatmosphäre im Unternehmen, an der sich der Geschäftsführer beteiligen musste.
  • Der Vorteil ist, dass ein Wiki-Text zur Interaktion einlädt: Er sagt nicht nur ‚lies‘. … Das bewirkt sofort, dass man auch von den Sinnen her diesen Text ganz anders liest.
  • Es zeigt sich, mit welcher Leichtigkeit man beginnt zu Schreiben; viel schneller liegen die Finger auf den Tasten, denn man sagt sich: „Ich kann jetzt mal die ersten zwei Sätze schreiben; keiner erwartet von mir, dass das abgeschlossen ist.“

Kurzum, wie Stieler-Lorenz sagt: Ein Wiki „fördert die Interaktion – und damit die Kommunikation zwischen Menschen … . Aber man muss es auch so nutzen. Und dazu braucht man die Kultur der Wissensteilung.“

Anm. Zu Frau Prof. Dr. Stieler-Lorenz siehe auch Interviews zur Wissenskommunikation