Produktivität der Wissensarbeit – Economist-Studie „Ready, Willing and Enabled“ schweigt zu 2.0

In der Zeitschrift „ENVISION – Insights for Business Decision Makers“, die neu von Microsoft Schweiz GmbH herausgegeben wird, lese ich in einem Artikel: „... versäumen es viele Unternehmen noch immer, ihren Mitarbeitenden die organisatorischen Strukturen und die nötigen IT-Tools zur Verfügung zu stellen, um ihr Potenzial möglichst effizient zu nutzen.“ (Nr. 01/2008, S. 9, Text von D. Rheker). Dies ist ein Ergebnis einer von Microsoft an die Economist Intelligence Unit in Auftrag gegebenen Studie mit dem Titel: „Ready, Willing and Enabled: A Formula for Performance(nähere Angaben dazu und Download-Link). Die Studie ist frei verfügbar, in Englischer Sprache, und kommt zu lesenswerten Ergebnissen, denn die Studie ist mit über 60 Fragen thematisch sehr breit. Ich werde sie in meiner Lehrveranstaltung „Knowledge Management in Global Business“ diskutieren.

Zum Beispiel heisst es: „Nur 53 Prozent der Befragten bekundeten, über die für selbstständigen Wissensaustausch und Teamwork nötigen IT-Tools zu verfügen. Nur ein Drittel sagte, ihr Unternehmen weise organisatorische Strukturen auf, die eigenverantwortliches Handeln und Teamarbeit ermöglichen und fördern.“ (Envision 1/2008, S. 13).

Befragt wurden im Juli 2007 weltweit führende Mitarbeiter in Unternehmen. Die Studie beruht auf 1351 Befragungen (Angaben über die Rücklaufquote habe ich nicht gefunden), und 28 ergänzenden Interviews mit Senior Executives.

Verwunderlich finde ich, dass keine Referenz auf die aktuellen Themen „Web 2.0 in Unternehmen“ oder „Enterprise 2.0“ erfolgt; eine Volltextsuche im pdf-file ergibt einen Treffer für „Blog“, und keine für „Wiki“, „Social“, oder „2.0“. Unter diesen aktuellen und bekannten Schlagworten ist das vertraute Thema der Produktivität von Wissensarbeit (Information Worker bzw. Knowledge Worker Productivity) doch hoch aktuell. In einem Artikel für Goldwyn-Reports habe ich diesen Zusammenhang unter dem Titel „Arbeitspraxis Web-2.0“ angesprochen. Wenn man die EIU-Studie ohne die Datumsangabe von 2008 lesen würde, könnte sie genauso gut von vor zehn Jahren stammen. Ob das Absicht ist?

Auch macht der Artikel keine Angaben zu Vorarbeiten. Immerhin hatte sich Microsoft schon früher für das Thema stark gemacht und war im Information Work Productivity Council aktiv, das zwar seine Arbeit eingestellt hat, aber Ergebnisse erarbeitet hat: Z.B. den Information Work Productivity Primer, der sich neben anderen interessanten Materialien auf der Download-Page des Schweizerischen Produktivitätsinstituts findet, an dessen Mitgründung Microsoft Schweiz beteiligt war.

Zusammenfassungen der Studie finden sich hier:

0 Kommentare zu diesem Artikel


Schreiben Sie einen Kommentar